Projekt "Hightech-Infrarot-Mausefalle"
Problembeschreibung
Wenn du des öfteren nachts aufschreckst und nicht weißt warum;
wenn manchmal Gegenstände ohne feststellbaren Grund umfallen;
spätestens jedoch, wenn unheimliche scharrende Geräusche
aus einer Ecke deines Zimmers dir das Blut in den Adern gefrieren lassen,
dann weißt du, daß es in deiner Bude irgendwie spukt.
Jedoch handelt es sich hier in der Regel nicht um ein unerklärliches
Phänomen. Ein einfacher Test schafft hier Gewißheit: Schau dir
abends genau die Brötchenkrümel an, die unter deinem Eßtisch
liegen. Wenn sich das Muster am nächsten Morgen wesentlich verändert
hat, insbesondere wenn kaum noch etwas davon zu erkennen ist, dann lautet die
Diagnose schlicht und einfach: Du hast (mindestens) eine Maus im Haus.
Gestützt wird eine solche Vermutung durch Mehl- oder Müslipackungen, aus
denen sich auf einmal der Inhalt ergießt, wenn du sie aus dem Schrank
herausnimmst oder ungewöhnliche Krater in der aufgeschnittenen Seite
des Brotes.
Motivation
Ich kam damals zu dieser Erkenntnis, indem ich eines nachts (nachdem sich
mein Pulsschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte) schließlich mit ganz
leisen Schritten dem Ursprung der gruseligen Geräusche im Nachbarzimmer
nachging und einen winzigen grauen Nager auf der Fensterbank fand, der
sich ängstlich in die Ecke drückte und mich fast flehentlich ansah,
als ob er sagen wollte "Bitte tu' mir nichts!". Kurz zuvor war er noch emsig
damit beschäftigt, ganze Steinbröckchen aus der Wand zu entfernen, die
offenbar den Weg zu einem strategischen Geheimgang versperrten.
Allerdings stellte die kleine Maus für mich damals mindestens eine
ebenso große Gefahr dar, wie ich für sie, denn ich hatte selbst viel
zuviel Angst vor diesem unbekannten Wesen als daß ich ihr hätte
zu Nahe treten können.
Danach begann jedoch eine Phase der Mäuseforschung mit nächtlichen
Beobachtungen und Fotojagden, die mir diese Hausgenossen zunehmend
sympathischer machte. Auch konstruierte ich im Laufe der Zeit
verschiedene mechanische Fallen. Wenn ich eine Maus
gefangen hatte (Müsli scheint mir nebenbei ein besserer Köder zu
sein als Käse - Speck gibts in meinem Haushalt nicht),
ließ ich sie oft nach einer Zeit der Beobachtung
wieder frei (freilich mit einem Farbfleck markiert). Eigentlich wollte
ich sie ja gar nicht loswerden: Mäusefangen schien doch
gerade mein neues Hobby zu werden.
Meine mechanischen Fallen stellten sich jedoch als relativ unzuverlässig
heraus: Entweder fehlte der Köder am nächsten Morgen und die Falle
stand da, als wäre nichts gewesen, oder die Falle war zugeschnappt,
aber der Köder unangetastet und von einer Maus keine Spur.
Aus dieser Frustration heraus entstand meine Hightech-Mausefalle mit
Infrarot-Lichtschranke.
Mechanischer Aufbau
Ein Sieb aus einer Friteuse mit etwa 20cm
Durchmesser hängt in etwa 5cm Höhe über einer Holzplatte.
In der Mitte befindet sich eine senkrechte Lichtschranke, bestehend aus
einer Infrarotdiode und einem Phototransistor. Wird diese unterbrochen,
wird das Sieb mit einem Elektromagneten ausgeklinkt, fällt
herunter und rastet unter zwei seitlich angebrachten Blattfedern
aus Kunststoff auf der Grundplatte ein.
Außerhalb des Siebumfangs
hat die Platte ein Loch, in das eine Milchpfandflasche eingeschraubt
werden kann. Wird dann das Sieb (nach Abheben des Überbaus) in diesen Bereich
der Platte verschoben, wird der Eindringling, der üblicherweise schon
einige Stunden erfolglos versucht hatte, seinem Gefängnis zu entkommen,
diesen Weg nach unten als letzte Chance probieren. Soweit zum Prinzip.
Schaltplan
Schaltungsbeschreibung
Ausgangszustand der Betrachtung: Beide D-Flipflops sind zurückgesetzt. Der astabile
Multivibrator mit PNP-Transistoren im linken Teil des Plans wird über den invertierten
Ausgang des rechten Flipflops mit Strom versorgt und erzeugt ausreichend steile positive
Flanken am Takteingang des linken Flipflops. Dessen Ausgang geht dadurch auf High-Pegel,
wodurch mit einem Schalttransistor
die Infrarotdiode eingeschaltet wird (etwa 500mA!) und der Pullup des Phototransistors
in Richtung Betriebsspannung zieht. Über den 15k-Widerstand setzt sich das Flipflop,
verzögert durch einen 1nF-Kondensator (Zeitkonstante R*C = 15 Mikrosekunden), selbst wieder
zurück, wobei über den invertierten Ausgang eine positive Flanke für das zweite
Flipflop erzeugt wird. Bis dahin wurde die Basis des Phototransistors durch das auftreffende
Infrarotlicht genügend aufgeladen, daß er durchschaltet. Die Basiskapazität
(zumal bei unbeschalteter Basis) verzögert das Abfließen dieser Ladung,
so daß mit dem Rücksetzen des ersten Flipflops der Zustand der Lichtschranke
im zweiten Flipflop registriert wird. Ein "H"-Pegel an dessen Ausgang bedeutet, daß
die Lichtschranke unterbrochen ist und führt vermittels des 10µF-Kondensators zu
einem kurzen Stromimpuls im Elektromagneten, der die Falle auslöst.
Zugleich wird über den invertierten Ausgang des Flipflops der Taktgenerator bis
zum Neustart über den Reset-Taster außer Betrieb gesetzt. In diesem Zustand
verbraucht die Schaltung keinen (meßbaren) Strom.
Ein Elektrolytkondensator schirmt den Innenwiderstand der Batterie gegen die relativ
hohen Stromimpulse ab. Um störendes Tageslicht vom Phototransistor fernzuhalten,
ist dieser oben montiert (und die Diode unten) und mit einer Röhre gegen
Seiteneinstrahlung geschützt. Die Grundplatte sollte dunkel sein. Die
Infrarotlicht-Impulse sind außerdem so "hell", daß sie vom dennoch
auftreffenden Gleichlicht gut zu unterscheiden sind. Die Impulse müssen nicht
nur wegen der Stromersparnis, sondern auch zum Schutz der Leuchtdiode, sehr kurz sein!
Es empfiehlt sich daher unbedingt ein Test der Schaltung mit kurzgeschlossener Diode
und Oszilloskop am Kollektor des Schalttransistors.
Die Schaltung funktioniert mit einer 9-Volt-Batterie und zieht nur ein paar
Mikroampere, so daß mit Alkali-Zellen (zumindest theoretisch)
ein Dauerbetrieb über mehrere Jahre möglich wäre. Dies wird dadurch
erreicht, daß nur etwa dreimal pro Sekunde die Lichtschranke für
wenige Mikrosekunden in Betrieb geht. Außerdem werden CMOS-Flipflops benutzt
und der Taktgenerator ist extrem stromsparend konzipiert (siehe die enormen
Werte der Widerstände). Leider kann ich nicht mehr herausfinden, welche
Bauteile ich für den Fototransistor und die Infrarotleuchtdiode verwendet hatte.
Jedoch wies mich Helmut Winkler, der die Schaltung nachgebaut hat, darauf hin,
daß sie mit BPW40 und LD274 einwandfrei funktioniert.
Natürlich kann man mit der Falle auch andere kleine Nagetiere fangen,
wie etwa Siebenschläfer. Im Laufe der Zeit wurde ich auf ähnliche
Mausefallenprojekte im Internet aufmerksam gemacht.
Jeder Ansatz hat seine ganz eigene Art.
Hingewiesen sei z. B. auf die Seiten von Manfred Reimer
(www.dl7awl.de/maus.htm) und
Hubert Zitt
(http://webhome.hs-kl.de/~ZITT/falle.php).
Viel Spaß beim Nachbauen und Mäusefangen!